Körperintegritätsstörungen

Body Integrity Dysphoria (BID) wurde bislang auch als Body Integrity Identity Disorder (BIID), Xenomelia, Amputee Identity Disorder oder Apotemnophilie bezeichnet. Im Jahr 2019 erfolgte eine Aufnahme in die 11. Version der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD = International Classification of Diseases), hierbei haben sich die Fachleute auf die neue Bezeichnung „BID“ geeinigt. Es muss somit eine Dysphorie, also ein Leiden, bezüglich der körperlichen Integrität vorliegen, damit der Zustand als Krankheitsbild anerkannt wird.

Der Originaltext des neuen ICD-11 kann hier abgerufen werden:

ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics: 6C21 Body integrity dysphoria

6C21 Body integrity dysphoria

BID ist das tiefe Empfinden einer Person, dass sich bestimmte Körperteile oder Körperfunktionen fremd anfühlen oder nicht zur eigenen Person gehören. Es kommt zu einer Deckungs-Ungleichheit zwischen innerem, gefühlten Körperbild und äußerem, tatsächlichen Körperbild. Dieser Unterschied im gefühlten Körperbild und der Realität erzeugt bei den Betroffenen einen hohen Leidensdruck, welcher sich als Amputationswunsch der „fremden“ Extremität oder als Lähmungswunsch äußert. In seltenen Fällen können auch Formen auftreten, bei denen Betroffene das Gefühl haben, dass der eigene Körper eigentlich blind oder gehörlos sein sollte. Vornehmlich sind aber die Beine betroffen, die sich „fremd“ anfühlen. Und so wünschen sie sich nichts sehnlicher, als diesen veränderten Körper zu erlangen, um dem ständigen Leidensdruck zu entkommen.

(Text Beirat Prof. Dr. Erich Kasten)

Das Ausmaß des Leidensdruckes ist nicht objektivierbar, um aber eine Vorstellung zu bekommen, berichten Betroffene oft von einer täglichen, zeitintensiven Beschäftigung mit dem Thema des eigenen Körpers. Diese Beschäftigung ist sehr energieaufwendig, worunter dann andere Aktivitäten des Tages leiden. Die betroffenen Körperteile können in Einzelfällen ungern benutzt werden, und Bewegungen können sich «falsch» oder fremd anfühlen.

Zudem wird der Leidensdruck durch die Scham, die mit solchen Körperempfindungen einhergeht, verstärkt. Viele Betroffene haben große Hemmungen, sich nahestehenden Personen anzuvertrauen.

Ursache:

Die Ursachen dieser Symptomatik sind noch ungeklärt. Es gibt Forschungsergebnisse, welche Erklärungen auf hirnorganischer aber auch auf psychologischer Ebene vermuten lassen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit sind die Ursachen in einem Zusammenwirken von neuro-, individual- und sozialpsychologischen Faktoren zu suchen. Um zu einem vollständigeren Bild von BID zu gelangen, bedarf es weiterer Forschung. Mehr dazu finden Sie unter FORSCHUNG.

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